Nachdem ein neuer Pilz im heimischen Wald seine Ausbreitung findet, möchte ich Euch zeigen, um wen es sich überhaupt handelt.
Bereits 1938 beschrieb der amerikanische Mykologen William Alphonso Murrill einen Pilz, der in Lynchburg, Virginia gesammelt wurde.1 Er benannte ihn Ceriomyces projectellus, nach DNA Untersuchungen 2015 als Aureoboletus projectellus neu zugeordnet.2
Eigentlich aus Nordamerika stammend, vom Osten Kanadas (New Brunswick) bis südlich in den USA verbreitet (North Carolina) bzw. westlich bis Michigan, einzelen Funde auch in Mexiko, gab es 20113 zum ersten Mal in Europa aus Litauen (Kurische Nehrung) Fundmeldungen. Durch den Vergleich von DNA-Sequenzen wurde der Einwanderer identifiziert. Vermutlich von Menschen eingeschleppt ist er ein Neomycet in Europa.
Im Jahr 2013 wurde er aus Lettland gemeldet, wo er zum „Pilz des Jahres 2014“ erklärt wurde. Ebenso Estland, 2014 Norwegen und Dänemark, Deutschland, 2016 Polen.
Da er in der Lausitz kein seltener Gast mehr ist, sondern nur zu gern als Mykorrhiza-Pilz eine Symbiose mit unseren heimischen Kiefern eingeht, was ihm bei Trockenheit das Überleben garantiert, aber auch die Trockenresistenz der Kiefer hebt, ist sein Siegeszug gewiss.
Wie sieht er nun aus?
Die Kappe ist konvex gerundet, ehe sie im Alter abflacht und 4-20 cm groß. Sie ist samtig, leicht behaart, blass bis dunkel zimtbraun, stumpf rötlich oder dunkelrotbraun, manchmal grau oder olivgrün gefärbt, besonders bei jüngeren Exemplaren.
Hier ein sehr schönes, eher rotes Exemplar, welches die Bezeichnung „Falsche Rotklappe“ erklärt. Im Gegensatz dazu eine echte Rotkappe, hier unsere öfter zu findende Birken-Rotkappe:
Der Unterschied zur echten Rotkappe wird aber richtig deutlich, wenn man sich den Schwamm ansieht.
Echte Rotkappen haben einen weißen bis hell grau-braunen, im Alter dunkler und brauner werdenden Schwamm.
Die Birken-Rotkappe zudem einen Stiel, der – wie der Name es sagt – einem Birkenstamm ähnelt. Es gibt auch eine weißstielige Art (Weißstielige oder Espen-Rotkappe (Leccinum leucopodium, syn. L. albostipitatum, L. aurantiacum ss. auct. plur., L. rufum)), ihr fehlen die scharzen Schuppen am Stiel.
Die eingewanderte „Falsche Rotkappe“ hat einen festen Stiel von etwa 9–24 cm Länge und 1–5 cm Durchmesser, er ist fest, trocken und mehr oder weniger in den Farben der Kappe verlaufend, wie man im Bild sehen kann.
Seine Oberfläche hat ein ausgeprägtes Retikulum (netzwerkartige Oberfläche), insbesondere in den oberen zwei Dritteln; in der Nähe der Basis befinden sich weiße Trichome (Pflanzenhaare). Die Basis des Stiels wird bei nassem Wetter klebrig.
Hier sieht man auch nochmals deutlich die gelben Schwämme der Pilze:
Ebenso zeigt die „Falsche Rotkappe“ nicht die typische Schwarzfärbung der Rotkappen, wenn das Fruchtfleisch angeschnitten wird.
In den USA gilt der Pilz als essbar, eher neutral und mäßig im Geschmack. Bei uns wird das Sammeln aktuell nicht empfohlen, da seine Essbarkeit nicht einwandfrei abgeklärt ist und womöglich zu Unverträglichkeiten führt.
Man sollte daher abwarten, bis er in offiziellen Pilzführern auftaucht, noch ist er nur regional verbreitet, obwohl ich als Förster viele davon sehe und sie eher nicht als selten einstufe.
Wie er dann offiziell genannt wird, wird sich ebenfalls erst zeigen, da er ein Kiefernröhrling ist – kein Pinienröhrling, das ist ein klassischer Übersetzungsfehler – bis dahin wird er wohl als „Falsche Rotkappe“ Verbreitung gefunden haben, wie auch der „Falsche Pfifferling“.
1 Murrill WA. (1938). „New boletes“. Mycologia. 30 (2): 520–5. doi:10.2307/3754346. JSTOR3754346.
2 Halling RE, Fechner N, Nuhn M, Osmundson T, Soytong K, Arora D, Binder M, Hibbett D (2015). „Evolutionary relationships of Heimioporus and Boletellus (Boletales), with an emphasis on Australian taxa including new species and new combinations in Aureoboletus, Hemileccinum and Xerocomus„. Australian Systematic Botany. 28 (1): 1–22. doi:10.1071/SB14049. S2CID82844711.
3 Motiejunaite J, Kasparavicius J, Kacergius A (2011). „“Boletellus projectellus – ein fremder Mykorrhiza-Steinpilz, der neu in Europa ist „. Sydowia. 63 (2): 203–13.Enzyklopädie site:at.wikiqube.net