Brüche + Bruchzeichen

Einst dienten Brüche und Bruchzeichen der Information der Jäger, auch ihre religiöse Überzeugung und die Ehrerbietung dem Tier gegenüber wurde so zum Ausdruck gebracht.

Heute sind Brüche zumeist nur noch traditionell genutzt, da Bruchzeichen oft übersehen werden im Wald und man daher lieber mit farbigen Bändern markiert.

Trotzdem sollte man die Brüche und ihre Bedeutung kennen, weil sie noch angewendet werden.

Zunächst werden nur belaubte oder benadelte Zweige bestimmter Baumarten (gerechte Holzarten) vom Baum gebrochenen (nicht geschnitten).

Die gerechten Holzarten sind Fichte, Eiche, Weißtanne, Erle und Kiefer, bis ins 18. Jahrhundert Buche. Wenn in der Nähe des Erlegungsortes keine dieser Baumarten vorhanden ist, dürfen auch andere Baum- oder Straucharten für den Bruch genutzt werden.

Tradition ist nicht nur Brauchtum, es ist Teil der Einstellung eines Jägers gegenüber der Jagd und dem Wild.

Die wichtigsten Brüche sind:

  • Inbesitznahmebruch

Ein Stück Wild ist mit dem Inbesitznahmebruch und – gegebenenfalls – dem „Letzten Bissen“ gerecht verbrochen.

Der Inbesitznahmebruch ist ungefähr einen halber Arm lang und wird gestrecktem Schalenwild auf die linke Seite gelegt (vom Wild aus betrachtet, welches auf der rechten Seite liegt). Bei weiblichen Stücken zeigt die gewachsene Spitze zum Haupt, bei männlichem Wild das abgebrochene Ende. Dieser Bruch wird auch als Wild- oder Streckenbruch bezeichnet. Der Inbesitznahmebruch hatte früher rechtliche Funktion – Markierung als Eigentum, heute nur symbolische.

  • Letzter Bissen

Der letzt Bissen ist ein Zweig, der dem erlegten Wild quer in den Äser (Maul) gelegt wird. Symbolisch die letzte Mahlzeit vor dem Tod. Der Brauch des „Letzten Bissens“ wurde seit Alters her als Versöhnung mit dem erlegten Tier und der Natur angesehen. Der Erleger entschuldigte sich mit dem letzten Atemzug des Wildes bei ihm für dessen Tod.

Ursprünglich wurde der „Letzte Bissen“ nur dem männlichen Schalenwild gegeben, in Baayern auch Birkwild und Murmeltier. Heute wird jedem erlegten Stück diese Respektbezeugung erwiesen.

  • Das letzte Bett

Am Sammelplatz wird die gemeinsam gemachte Strecke auf ein Bett von Brüchen gelegt. Häufig sieht man bei größeren Strecken auch nur eine Umrandung mit Brüchen. Dazu werden an den Ecken Fackeln aufgestellt.

  • Schützenbruch

Der bekannteste Bruch, bei Gesellschaftsjagden überreichen Jagdleiter oder Jagdherr vor oder nach dem Verblasen der Strecke jedem Erleger einen Bruch auf dem gezogenen blanken Hirschfänger, einem Waidblatt oder über dem Hut mit einem kräftigen “Waidmanns Heil” und Händedruck.

Der Erleger nimmt den Bruch, befestigt ihn rechts am Hut und bedankt sich mit „Waidmanns Dank“ und Händedruck.

Trägt der Schütze keinen tödlichen Schuss an, so wird der Bruch vom Nachsucheführer übergeben, wobei der Schütze seinen Bruch teilt und dem Hund ein Teil an die Halsung (Halsband) steckt.

Benutzt wird ein unbearbeiteter Zweig, der mit Schweiß (Blut) benetzt mit der Oberseite der Blätter oder Nadeln an die rechte Seite des Schützenhuts gesteckt wird. Das zeigt den anderen Jägern dessen Jagderfolg.

Ist der Jäger allein, bricht er selbst den Bruch.

  • Anschussbruch und Fährtenbruch

Der Anschussbruch ist ein Bruch, dessen Ende an der Stelle im Boden steckt, wo der Jäger den Anschuss gefunden hat oder vermutet. Heute bevorzugt man deutlichere Zeichen wie farbige Bänder, oft markieren die Jäger mit einem Taschentuch, da es weit sichtbar ist und schneller wieder zu finden. Oft wird dieser Bruch mit einem Fährtenbruch kombiniert.

oben Anschussbruch, unten Fährtenbruch: „männliches Stück nach links geflüchtet“

Der Fährtenbruch ergänzt den Anschussbruch und ist halbarmlang, angespitzt und nicht befegt (die Rinde wurde nicht abgeeschält).

Wenn der Schütze genau weiß, wohin das Wild flüchtete, wird für ein weibliches Stück wird das gewachsene Ende des Bruches in die Fluchtrichtung gelegt, bei einem männlichen Stück das angespitzte Ende. Zur Vervollständigung wird der Fährtenbruch geäftert, d.h. ein kleiner Querbruch wird hinter ihn gelegt. Ist die Fluchtrichtung unbekannt, wird er doppelt geäftert.

Auch hier ist heute eher die Markierung mit weiteren Bändern zu finden.

  • Hauptbruch und Leitbruch
Hauptbruch oben, Leitbruch unten

Ein Hauptbruch ist ein armlanger, mit dem Jagdmesser beidseitig entrindeter Zweig, das Holz ist weiß und leuchtet.

Er wird auf die Erde gelegt oder aufgehängt und sollte von weither sichtbar sein. Er bedeutet „Achtung“ und zeigt dem Jäger an, dass an dieser Stelle eine weitere wichtige Information zu finden ist.

Der Leitbruch ist ein etwa halbarmlanger, ebenfalls befegter Bruch (ohne Mittelrinde), der mit der gewachsenen Spitze in die Folgerichtung zeigt.

  • Wartebruch

Bei dem Wartebruch werden zwei unbefegte Brüche kreuzweise übereinander gelegt. Das soll einen Sammelplatz/ Warteplatz für den Jäger darstellen.

oben Wartebruch, unten „habe das Warten aufgegeben“

Wurde vergeblich gewartet, werden die Seitenzweige abgebrochen und der “kahle” Wartebruch wird hingelegt. Bedeutung: „habe das Warten aufgegeben“.

  • Standort- oder Standplatzbruch

Bei einer Gesellschaftsjagd wird mit ihm ein Standplatz im Jagdrevier dem Jäger zugeteilt. Hierzu wird ein armlanger Bruch in die Erde gesteckt. Die Seitentriebe werden bis auf die Spitze entfernt. Dazu wird meistens ein Leit- oder Hauptbruch gelegt, der dem Jäger nach Ablasen der Jagd zum Sammelplatz führen soll.

Heute wird man üblicher Weise Farbmarkierungen vorfinden.

links der Hauptbruch, rechts der Standplatzbruch
  • Warnbruch

Der Warnbruch ist ein weißgeschnitzter, also sehr auffälliger Bruch, seine Rinde und Zweige sind abgesehen von der Spitze völlig abgeschabt. Er wird zu einem Kreis gebogen aufgehängt und bedeutet: „Achtung! Gefahr!“ In früheren Zeiten oft eine Warnung vor ausgelegten Fallen.

  • Trauerbruch

Trägt man auf der linken Hutseite, die Nadelseite nach innen.

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Illustrationen der Brüche: Fritz Laube (1914-1993)

Quelle: Das jagdliche Brauchtum – Jägersprache, Bruchzeichen und sonstige praktische Jagdgebräuche; Walter Frevert & Friedrich TürckePaul Parey Verlag, Hamburg und Berlin 1981