Fuchsbandwurm

Echinococcus multilocularis

Systematik:

  • Klasse: Bandwürmer (Cestoda)
  • Unterklasse: Echte Bandwürmer (Eucestoda)
  • Ordnung: Cyclophyllidea
  • Familie: Taeniidae
  • Gattung: Echinococcus
  • Art: Fuchsbandwurm
Fuchsbandwurm
Fuchsbandwurm unter dem Mikroskop

Verbreitung:

  • gemäßigte bis kalt gemäßigte Klimazonen Mitteleuropas und Nordamerikas
  • in Südwestdeutschland bis zu 72% der Füchse befallen
  • gehäuft in der Schweiz (Kanton Thurgau) und
  • Schwäbische Alb (Deutschland), sowie
  • Sibirien, Alaska

Merkmale:

  • Größe max. 3 mm
  • Durchmesser max. 1 mm
  • besitzt Saugnäpfe und Haken (in zwei Reihen mit je 13 – 18 Haken)
  • hat 3 – 4 segmentähnliche Körperabschnitte (Proglottis)
  • letzter Körperabschnitt stark vergrößert (fast die Hälfte der gesamten Wurmlänge)

Lebenszyklus:

  • Erwachsener Wurm legt bis zu 200 Eier pro Tag ab
  • Eier monatelang infektiös
  • Zwischenwirt nimmt Eier auf, Eikapsel löst sich auf, es bilden sich 6-Haken-Larven
  • Larven zersetzen umliegendes Gewebe, dort bilden sich Finnen mit eingestülpten Kopf
  • Zwischenwirt wird vom Endwirt aufgenommen, so können sich die Bandwürmer mit ihren Haken im Dünndarm festsetzen
  • Ernähren sich über die Außenhaut von dem Nahrungsbrei im Dünndarm.
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Infektion beim Menschen (Alveoläre Echinokokkose):

  • Wird durch kontaminierte Waldfrüchte, Unhygiene und Kontakt zu infizierten Tieren verursacht.
  • Finnen gelangen in Leber, Lunge und Gehirn und zersetzt dort das Gewebe.
  • Der Mensch ist ein Fehlwirt, da sich in ihm keine ausgewachsenen Würmer bilden können und er nicht vom Fuchs gefressen wird. Der Kreislauf wird unterbrochen.
  • Nach sehr langer Inkubationszeit (oft mehr als 10 Jahre), ist wegen des infiltrativen3 Wachstums, fast ausschließlich in der Leber, die Erkrankung ähnlich bösartig wie eine Tumorerkrankung.
Alveoläre Echinokokkose, Teilstück einer menschlichen Leber
1

Symptome u.a.:

  • Müdigkeit und Schwäche
  • Starke Oberbauchschmerzen
  • Vergrößerung der Leber, die Hydatiden (Wasserblasen) wachsen infiltrativ ins Gewebe ein
  • Gelbsucht

Diagnose:

  • Bei Verdacht wird eine Sonographie (Ultraschall),
  • eine Computertomographie (CT)
  • oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt.
  • Blutproben ermöglichen einen Antikörpernachweis.
  • NICHT empfohlen: Biopsie (Gewebeprobe entnehmen)

Therapie:

  • Abhängig vom Stadium der Larvenentwicklung können Medikamente mit dem Wirkstoff Mebendazol oder Albendazol zum Hemmen des Wachstums eingesetzt werden,
  • Auch Chemotherapien kommen zum Einsatz.
  • Oft ist die Entfernung eines ganzen Leberlappens oder eine Lebertransplantation zur völligen Heilung erforderlich.

Vorbeugemaßnahmen:

  • Früchte, Beeren und Pilze aus dem Wald abwaschen
  • beim Umgang mit Tieren wie Hund oder Katze oder Weidetieren auf besondere Hygiene achten
  • Entwurmung von Hund und Katze, vor allem, wenn diese Mäuse jagen

Aus jagdlicher Sicht:

befallene Leber
Befund bei einer Bisamratte2
  • Pflicht des Jägers ist Bejagung des Fuchses
  • bei Fuchsbandwurmbefall legen von Ködern mit Entwurmungsmitteln
  • Jagdhunde zur Baujagd nach dem Einsatz abduschen
  • tot aufgefundene Füchse mit Handschuhen anfassen und in Plastiktüte verpacken.
  • Vergraben (mind. 1,5m tief) oder Kadavertonne
  • Die Eier des Fuchsbandwurms können in der Losung bis zu 190 Tage überleben und überdauern auch Temperaturen bis zu -20° C für längere Zeit.

Achtung:

  • Wurmeier sind gegenüber Alkohol und anderen Desinfektionsmitteln resistent und können sehr lange infektiös bleiben !
  • Erst bei -80°C sterben die Wurmeier innerhalb von 48 Stunden ab.
  • Durch Hitzeeinwirkung bei geringer Luftfeuchte von 70 bis 100°C werden die Wurmeier innerhalb von 5 Minuten und bei 45°C in 3-6 Stunden sicher abgetötet

Rechtliches:

vom Fuchsbandwurm befallene Baumwollratte
befallene Baumwollratte

Bildquellen:

1) Baumeister, S., Pohlmeyer, K., Kuschfeldt, S. & Stoye, M. (1997):
Prevalence of Echinococcus multilocularis and other metacestodes and cestodes in the muskrat (Ondatra zibethicus LINK 1795) in Lower Saxony /Zur Prävalenz von Echinococcus multilocularis und anderen Metazestoden und zestoden des Bisams (Ondatra zibethicus Link 1795) in Niedersachsen.
Deutsche tierärztliche Wochenschrift 104(10), S, 448-452


2) Bähr, R. (1981): Die Echinokokkose des Menschen. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart, 60 S., 47 z.Tl. farb. Abb., 5 Tab.ISBN: 343290861X, nachbearbeiteter Ausschnitt des Originals

3) „eindringend“ oder „verdrängend“