Jagd

Jagd ist Schauen, Jagd ist Sinnen,
Jagd ist Ausruhen, Jagd ist Erwartung
Jagd ist Dankbarsein,
Jagd ist Advent, Jagd ist Vorabend,
Jagd ist Bereitung und Hoffnung.

Heinrich von Gagern

Das ist des Jägers Ehrenschild,
daß er beschützt und hegt sein Wild,
waidmännisch jagt, wie sich’s gehört,
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.

Das Kriegsgeschoß der Haß regiert,
Die Lieb’ zum Wild den Stutzen führt:
Drum denk’ bei Deinem täglich Brot
Ob auch Dein Wild nicht leidet Noth?

Behüt’s vor Mensch und Thier zumal!
Verkürze ihm die Todesqual!
Sei außen rauh, doch innen mild,
Dann bleibet blank Dein Ehrenschild!

Oskar von Riesenthal, Waidmannsheil 1880

Das Schießen allein macht den Jäger nicht aus,
wer weiter nichts kann, bleibe lieber zu Haus.
Doch wer sich ergötzet an Wild und an Wald,
auch wenn es nicht blitzet und wenn es nicht knallt,
und wer noch hinaus zieht zur jagdlosen Zeit,
wenn Heide und Holz sind vereist und verschneit,
wenn mager die Äsung und bitter die Not,
und hinter dem Wilde einher schleicht der Tod,
und wer ihm dann wehret, ist Weidmann allein,
der Heger und Pfleger kann Jäger nur sein.
Wer bloß um das Schießen hinausging zur Jagd,
zum Waidmanne hat er es niemals gebracht.

Hermann Löns, Der Heger