-
Harz enthält ca. 2,2 bis
6,4 % Schmutz, 5,0 bis 8,8 % Wasser, 13,4 bis 18,3 %
Terpentin,
der Restprozentsatz ist
Kolophonium
-
Bei der Destillation
zerfällt Harz in
Kolophonium und
Terpentinöl.
-
Bereits bei den alten Griechen und Römern
wurde Baumsaft (Terpentin, Balsam)
verschiedener
Abies-,
Pinus- und
Pistacia-Arten als Heilmittel genutzt.
-
Das flüssige Harz war allgemein als "Terpenthin"
bekannt, getrocknet als "Fichtenharz" oder "gemeines Harz"
(3
-
Kolophonium ist eine feste bernsteinartige
Masse, welche von den alten Griechen zur Kalfaterung (=Lückenfüller zwischen den
Schiffsplanken) im Schiffsbau verwendet wurde. Der Name leitet sich von der
ehemals
griechischen Stadt Kolophon ab, die 400 v. u. Z.
Handelsplatz für dieses Harzprodukt war.
-
In Deutschland gehörte zur Nutzung des
Waldes auch ein Harzscharrrecht (
1.
welches Scharrzeiten in den nahezu haubaren Beständen auswies. Dieses ging
zumeist mit der Teerschwelereigerechtigkeit (
2
einher, um durch Sieden
Pech zu gewinnen.
-
Bereits 1640 wurden im Kirchbuch von
Markgrafpieske die beiden "Theerbrenner" Matthias Stein und Christophorus Voigt
"auf dem Hangelsberg" genannt.
-
Kolophonium war
zur Herstellung von Schmiermitteln und Harzseifen unersetzlich.
"Schmiergeld"- Zahlungen hatten im Postkutschenalter noch die Bedeutung der
Abgabe zum Kauf von Kolophonium "Wer gut schmiert, der gut fährt" ist ein altes
Sprichwort mit neuer Bedeutung in der modernen Zeit.
|
natürliche Harztasche im
Fichtenholz |
|
|
Die Methoden der Gewinnung änderten sich in
den Jahrhunderten, war auch von Land zu Land den Gegebenheiten angepasst. Im
Wesentlichen unterscheidet man drei Methoden:
Harzung von gefällten
Bäumen:
Hauptbaumarten zur Harzung :
-
Pinus silvestris in der ehemaligen
DDR (mit niedrigen Erträgen im Vergleich zu anderen Kiefernarten und
geographischen Breiten), aber auch in Russland, Polen und Bulgarien
-
Pinus nigra in
Österreich (mit wesentlich höheren Erträgen)
-
Pinus maritima (pinaster),
Seestrandkiefer auch Pinus palustris in Frankreich, Portugal und Spanien
-
Pinus elliottii,
plantagenmäßig in Brasilien
|
natürliche Harztasche im
Fichtenholz, geöffnet |
|
|
Werkzeuge:
-
Bügelschaber zum Röten
-
Dechseleisen
(Dexel)
-
verschiedene Risser und Hobel, z.B. Wiener Hobel
-
Hobel für Tropfrinne
(mitunter am Hammer angebracht)
-
Tropfrinne wird gleich
nach dem Röten angebracht, dann wird der Topfhalter eingeschlagen
-
Topfhalter für 2
Halterichtungen und als Führungsblech für das ablaufende Harz
Verschiedene
Werkzeuge der Pecherei aus dem Raum um Hernstein im südlichen
Niederösterreich:
-
Rowisch,
-
Schartenhobel,
-
Schrott- oder Mondhackl,
-
Anzeschhacke,
-
Rintler (Röteleisen),
-
Fürhackdexel,
-
Fürhackhacke,
-
Anschlaghammer,
-
Pechnagel,
-
Anschlageisen,
-
Plätzdexel,
-
Hobel,
-
Ritzer,
-
Pechkrickel,
-
Pechscherreisen
|
Das Bild gibt die natürlichen Größenverhältnisse der einzelnen Werkzeuge
zueinander
(mit Ausnahme des vergrößert dargestellten Rowischs) richtig
wieder.
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Lebendharzung
Bei der Scharrharzgewinnung
wurde erstarrtes Harz von natürlichen Wunden abgekratzt, später wurden die Bäume
künstlich verwundet (Flussharzgewinnung). Da es auch zum
Abbrennen der Borke und damit zum vorzeitigen Absterben des zu nutzenden Baumes
kam, oder durch zu tiefe Wunden die Bäume an
Stockfäule erkrankten und
abstarben, wurde u. a. in Kurbayern bereits 1763
(4 ein Pechlermandat erlassen. In
diesem war die Art und Weise der Gewinnung und das dabei zu nutzende Werkzeug
genauestens beschrieben, um die Bäume zu schonen und ihre längere Nutzungsdauer
zu garantieren.
-
Ziehen der Topfrinne:
Nach dem Röten wurde mit dem
Dexel in der Mitte der Lachte eine Topfrinne, am
Grunde der Lachte eine grubenartige Höhlung (Grandl oder Schrott) alle 10mm und einer
Tiefe von 3mm für 1 Jahr gezogen. In ihr fließt das Harz aus den Schnittrillen
in diese Grube, am unteren Rand mit einem Vorsatzblech versehen, oder in den Harztopf.
-
Reißen:
Beim Reißen (dexeln, plätzen) wurden die eigentlichen 3 mm tiefen Schnittrillen angelegt, die rechts und links nach oben laufen und den Lachten geharzter
Bäume
ihr typisches "fischgrätenartiges" Aussehen geben. Der optimale
Risswinkel
beträgt 40 °. Nach 36 – 48 Stunden versiegt der Harzfluss, so muss alle 4-7
Tagen nachgeschnitten werden.
Das Reißen war eine
körperlich anstrengende Tätigkeit
(Kraftaufwand/Riss entspricht etwa dem Stemmen einer Masse von 7,5 kg).
Bei jedem Reißen wurden 2 neue Risse
angebracht, dazwischen befinden sich Risspausen, sie ermöglichten, das sich Harz
in den Harzkanälen nachbildet.
Pro Jahr, je nach
Witterung von Ende April bis Anfang Oktober wurden 22 bis 26 Risse angebracht.
Kiefern kurz vor Umtriebszeit geharzt, konnten so 5 bis 6 Jahre geharzt werden,
die Harzernte des Baumes wurde max. 12 Jahren nach Beginn abgeschlossen.
Etwa 1/3 des
Stammumfanges blieb beim Reißen als Lebensstreifen unberührt.
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|
Harzproduktion ab dem 17. Jahrhundert
- Massiver Handel mit Harzprodukten
setzte bereits im 17. Jahrhundert ein.
- Im südöstlichen Niederösterreich
nutzten die Pecher (Pechhacker) das Harz der Schwarzkiefer (Scharzföhre
= Pinus nigra subspezies nigra var. austriaca) entlang der
Thermenlinie und im
Wiener Becken. Die im 18. Jahrhundert
angelegten Föhrenwälder sind prägend für die Landschaft.
- Pechbauern bearbeiteten eigene
Bäume, Pachtpecher gingen in fremden Wäldern der Saisonarbeit von April
bis September nach. Gewonnenes Harz wurde gesammelt und in die Pechsiederei
gebracht. Ein Pecher benötigte für seinen Lebensunterhalt das Harz von 2.500
bis 3.000 Bäumen, gute Pecher schafften bis zu 5.000.
- Der Pecher war mit Schurz und
Schulterschutz bekleidet mit der Leiter unterwegs, um den Becher in immer
größerer Höhe anzubringen. Täglich bearbeitet der Pecher 600 bis 1000 Stämme
mit dem Dexel oder Hobel.
- Da das Grandlverfahren - das Grandl
war am Grunde der Lachte eine grubenartige Höhlung zum Auffangen
des Balsams - unwirtschaftlich und holzschädigend war, wurde im 1. Weltkrieg
das Zapfbecherverfahren eingeführt. Das Grandl ersetzte man durch ein Ton-,
Glas- oder Eternitgefäß mit Deckel. Es wurde durch einen Nagel und einer Nut
unterhalb der Verwundung befestigt.
- Der letzte Harzverwertungsbetrieb
Mitteleuropas und weltweit der einzige, der das Harz von Schwarzföhren
verarbeitet, ist der Pecherhof Hernstein.
- 1960 gab es 750.000 Pechbäume,
heute werden 4.000 Kiefern genutzt.
- Rund 7.000 Familien haben in den
1960ern von der Harzgewinnung gelebt, 2011 gab es in Österreich noch 8 Berufspecher.
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Pechbaum: 1
Rinde, 2 Lachte, 3 Pechscharten, 4 Laß, 5 Leben, 6 Schnabel, 7 Pechhäferl, 8
Nagel |
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Harzproduktion im 20. Jahrhundert
-
Eine planmäßige Kiefernharzgewinnung
war in Deutschland bis
zum Ausbruch des 1. Weltkrieges nicht bekannt, erst 1916 wurde die Kiefernharzung wegen der Handelssanktionen infolge Kriegsausbruches eingeführt,
da Deutschland von
der Einfuhr von
Kolophonium und Terpentinöl abgeschnitten war.
-
1917 ergab der nur 80 ha große Potsdamer
Forst bei 24.000 Bäumen trotz ungünstiger Witterung eine Ernte von 20.000 kg
Harz.
-
Nach 1926 nur noch
vereinzelt fortgesetzt, wurde die Kiefernharzung in größerem Umfang
während des 2. Weltkrieges wieder aufgenommen und führte zur Einrichtung des Reichsharzamtes
als Nachfolger des Harzamtes des Reichsforstmeisters.
-
Baumharze wurden in Siedereien zu Pechen
verarbeitet, später erfolgte die Gewinnung durch Destillation von Kolophonium und Terpentinöl.
-
durchschnittliche jährliche
Harzproduktion in der DDR rund 12.000 t auf etwa 30.000 ha Waldfläche = Kolophoniumproduktion von 8.000 t, benötigt wurden aber 18.000 t Kolophonium in
der DDR
-
weltweit wurden ca. 1,3
Mio. t Kolophonium produziert
-
Harzung überall dort wo nennenswerte
Kiefernbestockung vorhanden war, im StFB Eberswalde lag das Plansoll z. B. bei 375
t/Jahr
-
für 1 t Rohharz wurde
beim Verkauf an den zuletzt einzigen noch existierenden Verarbeitungsbetrieb,
der 1795 gegründeten
Pechsiederei Piering in Eich (Vogtland) ein Festpreis von 5134.-
Mark gezahlt
-
Im Gegensatz zu
Kiefernharz, für das 5,13 DM/kg gezahlt wurde, zahlte Zeiss 177 DM/kg für
Lärchenharz.
-
1 t Kolophonium brachte
als Endprodukt auf Weltmarkt nur 800 bis 1000.- DM (in südlichen Ländern gab es
ergiebigerer Kiefernarten mit einer längeren und klimatisch günstigeren
Harzungssaison, zudem enorme Lohngefälle)
-
im Jahre 1989 mit geharzter Kiefer bestockte Fläche
in Brandenburg 20.905 ha
-
ab Mitte 1990
Einstellung der Harzproduktion, da unrentabel geworden, bereits seit Mitte des
20. Jahrhunderts verdrängte die chemische Synthese von Kunstharzen und
Lösemitteln die teureren Harzprodukte zunehmend auf dem Weltmarkt
-
im Jahre 2000 sank die
Fläche mit geharzter Kiefer auf 18.010 ha
-
wegen
Kahlschlagbetriebseinstellung, Einschlagsrückgang und der Zuwachs an den
verbleibenden Beständen, Verlängerung der Umtriebszeiten und
Nutzungsbeschränkungen durch Naturschutz werden im Jahre 2024 noch ca. 150.000
m³ geharztes Kiefernholz in den Wäldern vorhanden sein
(9
|
"Dipping and
scraping pine trees. Turpentine industry in Florida." Postkarte von 1912
Amerikanisches Verfahren, bei
dem die Ränder des Risses mit dem Reißhaken aufgefrischt wurden, indem man
wöchentlich neue Risse lückenlos aneinander reihte. |
|
10.2.1955 im Revier Platz, StFB Hangelsberg. Revierförster Fiedler und
Waldarbeiter Karl Melchert.
Jeder Stamm der 32.000 achtzigjährigen Kiefern lieferte im Jahr 1 kg Harz. |
Verfahren: |
|
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|
-
Im
Splettstößerschen Fischgrätenverfahren, entwickelt 1917 durch den
Landesforstmeister Dr. Arnold Splettstößer (* 1898), wurde etwa fingerbreit
unterhalb oder oberhalb des ersten Schnittes in regelmäßiger Wiederholung mit
Pausen von einigen Tagen ein neuer Riss angebracht, aus dem das Harz in gleicher
Weise wie beim ersten Schnitt ablief und aufgefangen wurde. Die Lachte bildet
dabei keine zusammenhängende, sondern eine durch unverletzte Rindenstreifen
unterbrochene Fläche.
Über
einen Harztropfer gelangt der Baumsaft in ein Sammelgefäß oder es wurde ein
Vorsatzblech eingeschlagen.
(10
-
Im
Choriner
Verfahren (steigend oder fallend ), entwickelt von Forstmeister
Dr. Dr. e. h. Max Kienitz (1849-1931), wurde
die flächige Bearbeitung der Lachte zugunsten tieferer Risse aufgegeben und das Harz am Ende einer Tropfrinne in einem gebogenen Blech, dem „Schwalbennest“,
gesammelt, das in den Stamm eingeschlagen wurde. Die fallende Harzung hat durchschnittlich 10
bis 12 % höhere Erträge als die steigende Harzung. Harz fließt hierbei aus bis zu 1 m
entfernten Gebieten zur Wunde hin, vornehmlich aber vom Stammfuß kommend.
(6
-
Reizmittelharzung unter Behandlung der Risse mit Salzsäure oder
Schwefelsäure
-
Sulfid-Lauge, ein Rückstandsprodukt der Zellstoffgewinnung, wurde Ende der
1960er Jahre als Reizmittel im StFB Müllrose genutzt. So konnte der Harzertrag
1966 von 6.592 kg auf 9.229 kg im Jahr gesteigert werden.
(12
-
Nach 1945 bis zum Ende
DDR 1989/1990 betrieben, war die
DDR in der Stimulationsharzung weltweit
führend. Hierbei wurde mit
Sulfitspiritusschlempe, später Hefeextrakt und
Etephon unter Zusatz von
Herbiziden der Harzfluss erhöht. Im Gegensatz
zu Reizmitteln, die zur Verlängerung des Harzflusses ohne Steigerung der
Ausbeute dienen, steigern Stimulationsmittel die Ausbeute ohne Verlängerung des
Harzflusses. Damit war eine Steigerung auf 160 bis 200 g je Riss und
Lachtenmeter (Lam) zu erreichen.
|
Splettstößersches Fischgrätenverfahren, links mit Harztropfer, rechts
mit Vorsatzblech
(6 |
Choriner
Verfahren
(6 |
|
|
Arbeitsgänge:
-
Arbeitsgängen beim Harzen:
-
Verkabeln (Einteilung der Harzbestände)
-
Kluppen der Bäume
-
Röten
-
Tropfrinne ziehen und Topfhalter einschlagen
-
Reißen
-
Anbringen der Harztöpfe
-
Schöpfen
Ein
Harzer hat ca. 5000 Kiefern (2400 Lam) bearbeitet, d.h. gerötet, gerissen und geschöpft.
In der DDR wurden auch Lärchen geharzt. Ende
der 1980er als Flaschenharzung mit schräger Bohrung im Stamm
Lebendharzung fand sich
im 20. Jahrhundert in 65 % der Länder mit
niedrigem Lohnniveau (u. a. China, Vietnam und in der ehemaligen Sowjetunion). |
28. Mai 1987 im StFB Jena,
Klaus Heyn erklärt Auszubildenden zum Forstfacharbeiter das fachgerechte
Entfernen der Rinde.
|
|
|
Werkzeuge
(5:
-
zum Röten:
zweihändiger Bügelschaber oder Bügelschaber mit 2 parallelen Griffen –
Schleifsteine zum Schärfen
Tropfrinnenzieher, kombiniert mit Hammer
Topfhalterausheber
MKS Partner P 5000 mit Rötegerät aus mehreren, parallel
angeordneten kurzen Hobelzahnkettenstücken an der Schwertspitze
Hochrötegerät
-
zum Reißen:
Handschutz mit Mauspolster beim Arbeiten mit Geräten zum
Reißen und Ausbringen von Stimulationsmitteln,
Harzhobel Salzwedel mit Pumpe,
Hobel 1 mit Tropfrinnenreiniger und Plasteflasche,
Rückendruckgefäß „Pomosa“ mit Tragegestell, Sprühpistole
und Harzhobel.
standardisierter Hobel 1 der DDR mit und ohne Tropfrinnenreiniger für fallende Harzung (mit 2 Führungsschienen) zum Anbringen
der Risse
standardisierter Hobel 2 der DDR
Schleifsteine
Stangenhobel für Hochharzung
Stangenhobel für Hochharzung zur Reizmittel- und Stimulationsharzung.
-
Harzernte
Hochtopfaushebel
Topfhalterentferner
Spachtel zum entleeren der Töpfe
Harzeimer mit Schöpfgerät und Topf
Tragegestelle zum Tragen der Harztöpfe
zu den Harzfässern
Nach Ende der Normalharzung erfolgte oft eine Mehrfach-, Hoch– und/oder
Zweitharzung
- Geräte der Lärchenharzung:
Bügelschaber
kleiner Bohrer zum Vorbohren
verschiedene Größen von Holzpfropfen zur Vermeidung von
Verunreinigung im Bohrloch, Ernte über mehrere Jahre
möglich
großer Handbohrer zum Nachbohren des Bohrloches nach einjähriger Ruhezeit
länglicher Schöpflöffel
Schieber für den Schöpflöffel
|
13.6.1958
13.Juni 1958, Harzer der
Magdeburger Privatfirma Preimüller, das Werk, das ein Drittel des
gemeinsamen Aufkommen zu Kiefern-Balsamharz in der DDR verarbeitete, hatte
staatliche Beteiligung beantragt, um den Betrieb ausbauen und noch weitere
Aufgaben übernehmen zu können.
|
Verwendung |
|
Terpentinöl ist flüchtig und wird zur
Campher-Herstellung verwendet. Campher wird über alpha-Pinen aus Terpentin
hergestellt. Es ist ein bicyclisches Terpenketon, welches früher aus dem
Campherbaum (Laurus camphora) gewonnen wurde
Verwendungen von
Terpentinöl:
-
Terpentinöl für Farben-
und Lackindustrie (Lösungsmittel
)
-
Herstellung
synthetischen Kampfers
-
Venezianisches Terpentin der Lärche
für die Ölmalerei
-
Schuhcreme
-
Riechstoffe
-
Antiseptika
-
Arzneimittel
-
Celluloidherstellung
Nutzung der etwa 1,3
Mio. t jährlich
weltweiten Kolophoniumproduktion :
-
28 % in der
Papierindustrie
-
10 % in der
Seifenindustrie
-
8 % in der
Lackindustrie
-
7 % für Linoleum
-
5 % für
Buchdruckerfarben und Kabelindustrie
-
37 % für sonstige Verwendungen (u. a. in der Gummiindustrie als Weichmacher und
Emulgator,
Produktion von
synthetischem Kautschuk,
als Optikpech etc.)
Lärchenharz
-
Durch
Stammfußbohrungen gewonnen und für optische Zwecke verwendet. Diese Nutzung fand
fast ausschließlich im StFB Haldensleben
an etwa 120 Jahre alten Lärchen mit einem Längsriss im Inneren statt, in welchem
sich das Harz gesammelt hat (Harztaschen). 4 Jahre lang wurde geharzt, ab 3. Jahr nur 2-mal im
Jahr mit einem Ertrag von etwa 2 kg pro Baum/Jahr.
-
Lärchenharz
bleibt bei normalen Temperaturen stets flüssig und wurde zusammen mit
dem transparent austrocknenden
Kanadabalsam (Harz der
Balsam-Tanne Abies balsamea) als Optikkitt
verwendet.
„Piering-Pech“
-
Die Pechsiederei in Eich,
ab 1972 VEB Pechsiederei Eich produzierte das so genannte „Piering-Pech“
= Kolophonium in breiter Produktpalette. Unter anderem war das
Vogtländer Fichtenpech begehrt, es wurde mit offener Flamme in Bier-Lagerfässer
gepicht. Dadurch wurde bei Pilsner ein leicht bitterer Geschmack hervorgerufen,
der nach dem 3. bis 4. Glas zum Mehrtrinken anregen soll.
-
Auch Weinfässer wurden mit Kolophonium
ausgepicht.
Redsina ist ein Wein, der seinen typischen Geschmack auch heute noch
dem Harz verdankt. Da diese Weinfässer nicht mehr aus Holz bestehen oder
zumindest nicht mehr ausgepicht werden, wird pro Hektoliter Wein 1 kg
Kolophonium zugegeben.
|
Fichtenharz
|
|
Lärchenharz |
Verarbeitung von gefällten Bäumen: |
|
in
Pechöfen:
-
Aus Scheitholz, Wurzel-
oder Stockholz, Spänen, Sägemehl oder Nadeln durch Verkohlung im Meiler, in
der Teergrube oder im Grabe- bzw. Hangmeiler, wurde Pech gewonnen. Das Pech
wurde durch Abschöpfen der Verunreinigung oder Durchseihen der geschmolzenen
Masse grob gereinigt.
-
Im Mittelalter entstand
das Doppeltopfverfahren - auf einem Auffanggefäß saß ein Behälter mit
Lochboden, in dem sich das harzhaltige Holz befand. Die Behälter wurden mit
Brennholz umgeben und eingegraben. Nach drei Stunden Brenndauer entstand sehr
dünnflüssiges Pech mit hohem Terpentinanteil, durch weiteres Kochen und
Verdunstung des Terpentins wurde das Pech zähflüssiger.
-
Um 1850 wurde die
gewerbliche Pechsiederei durch die industrielle Produktion verdrängt.
durch
Wasserdampfdestillation:
-
Das Pechsieden
erfolgte später in Kesseln, über denen eine Haube mit abführender Dunströhre
angebracht war, damit das durch die Hitze gasförmig gewordene Terpentinöl und
Wasser kondensieren und in einem Gefäß aufgefangen werden konnte.
-
Das
Terpentinöl-Wasser-Gemisch wurde in schmale, hohe Behälter gefüllt, damit sich
das leichtere Terpentinöl auf dem Wasser schichtete und abgeschüttet werden
konnte. Das vom Terpentinöl befreite Pech war nach dem Erkalten Kolophonium.
mit
Lösungsmitteln:
Extraktion von Kiefernstockholz
-
in den USA wird seit
1910 etwa 5 % der Weltharzproduktion aus dem harzreichen Kiefernstockholz
gewonnen. Dabei wird Wurzelharz (Kolophonium) und Holzterpentinöl erzeugt.
- Das Holz wird mit überhitztem
Wasserdampf behandelt und das restliche Harz mittels Benzol,
Leichtbenzin oder Alkohol aus dem Holz geweicht.
- Nach dem Kienitz-Verfahren wird
Kiefernstockholz mit Terpentinöl getränkt oder bedampft und erhitzt. So kann
für den erneuten Vorgang das Terpentinöl als Kondensat aufgefangen und erneut
eingesetzt werden.(7
- Das entharzte Holz ist Rohstoff der
Zellstoffindustrie
Tallöldestillation im
Sulfatzellstoffverfahren
-
Tallöl (schwedisch Tall =
Kiefer)
-
durch Verseifung des Harzes mit Ätznatron
oder
-
durch Verseifung im Sulfatzellstoffprozess entsteht
eine Rohseife aus Harz und Fett, diese schwimmt auf der Schwarzlauge (Sulfatseife).
Dieses schwimmende Rohtallöl
wird seit den 1930er Jahren
durch Zusatz von
Schwefelsäure
in
Harz
- und Fettsäuren (Sulfatholzterpentinöl)
getrennt
-
nach der folgenden
Destillation und Raffination erhält man Tallharz (Kolophonium)
und Terpentin
-
Ausbeute pro Tonne 90%
Zellstoff etwa 30 kg Tallöl, durch weitere Sulfatkochung zusätzlich 10 kg
Terpentin
(8
-
1 m3 Kiefern-Faserholz ergibt 2,8 kg Tallharz
-
Hauptproduzenten USA, China und Finnland
(30 % der Weltharzproduktion)
|
Pechofen |
Destillationsapparatur |
geharzter
Baum mit zwei Lebendstreifen im Querschnitt,
Verkienung beeinträchtigt den Holzvermarktung, der Baum nimmt gesundheitlich
zumeist wenig Schaden |
|
|
Harzproduktion im 21. Jahrhundert
Eine Projektstudie über nachwachsende
Rohstoffe in Österreich ergab:
- Zukunftschancen als forstlicher
Nebenerwerb
- Voraussetzungen sind ein vorhandener
geeigneter Kieferbestand, Pecher, die harzen, und Weiterverarbeitung im
eigenen Betrieb
- pro Baum/Jahr 4-5 kg Harzgewinnung
möglich
- Betriebe könnten auf 20-25 t Harz im
Jahr kommen
- im Jahre 2011 mussten 2,50 € pro kg
Harz an die Pecher ausbezahlt werden
- Vermarktung etwa 80 % (20 t) als
Rohharz und 20 % (5 t) als hochwertig weiter verarbeitetes Naturprodukt (z.B.
Natur-Kosmetikprodukte, Geigenharz und Naturfarben)
- vorhandene betriebseigene
Vakuumdestillationsanlage erzeugt Terpentinöl und Kolophonium (20 %
Terpentinöl, 70 % Kolophonium, 10 % sind Verluste durch Verschmutzung und
Wasser)
- Balsamharzgewinnung für Natur- und
Kosmetikprodukte (etwa 5 t der Harzausbeute/Jahr), da nur das Maipech und
Oktoberharz verwendbar sind
- Umsatz des Betriebes wird zu 50 % aus
dem Rohharzverkauf und zu 50 % aus dem Kosmetikverkauf erzielt
- Die Kosten würden sich aufteilen in:
50% Rohharz- und Verarbeitungskosten, 10% Verpackung, 20% Versand,
Marketing und sonstige Kosten.
- 20 % der Erlöse aus dem
Kosmetikverkauf können als Reingewinn angenommen werden
(11
|
Lärchenscharrharz |
|
|
Tradition
- Tradition waren z.B. in Österreich Pecher-Kirtage,
bei denen Berufslieder - vierzeilige Standeslieder - gesungen wurden.
- "Pechersterz", würfelig geschnittenes,
altbackenes Schwarzbrot, das mit Schweineschmalz in einer Pfanne geröstet und
mit etwas Salz gewürzt wurde.
- Ein
Festmahl, der Pechhahn, krönte das Arbeitsjahr.
Da Pecha
Wia a Kirtag ohne Musi,
wia a Bua ohne Gschpusi,
wia a Jaga ohne Gwehr,
wia a Schneider ohne Scher,
wia a Sabel ohne Schneid,
wia a Maderl ohne Freud,
wia a Gschütz, was net kracht,
wia a alte Baßgeign vastimmt,
a so is da Pecha, wann koa Pech abarinnt.
Pecherlied
Fürs Pech hon ih mei Hackel,
Fürs Haserl mei Bix;
Für'n Jager a por dicke Fäust,
Fürs Mensch hon ih nix...
Nix is ollszweng, hot's gsogt,
Hot mih ba da Tür ausgjogt;
Hiazt geh ih und prügl an Jager o,
Daß ih an Unterholtin ho...
|
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*** |
|
Quellen:
-
Bild Werkzeuge:
Leyo
-
Bild Pechbaum (Ernst Schagl)
und Bearbeitung (PeterW)
-
Horst Sturm: Deutsches
Bundesarchiv (German Federal Archive),
Bild 183-28846-0010
-
Jan Peter Kasper, Deutsches
Bundesarchiv (German Federal Archive),
Bild 183-1987-0528-009
-
Biscan:
Deutsches Bundesarchiv
(German Federal Archive),
Bild 183-57637-0001
-
Biscan: Deutsches
Bundesarchiv (German Federal Archive),
Bild 183-57637-0002
-
(1 2 Dr. Richard
Heß "Der Forstschutz", Erster Band, Teubner Leipzig 1898, S. 92
-
(3
Holtzendorff, Rudolf Virchow, Wilhelm Wattenbach: Sammlung
gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge, XV. Serie, Hest 337-360,
Habel Berlin 1880, S. 6
-
(4 Elisabeth Weinberger:
Waldnutzung und Waldgewerbe in Altbayern im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert
(=Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte – Beihefte Band 157),
Franz Steiner Verlag 2001, S. 92
-
(5
„Harzung in Deutschland von 1917 bis 1989“ Arbeitskreis Naturstoff Holz,
Baruth/Mark
-
(6
Karl Gayer; Ludwig Fabricius: Die Forstbenutzung, ein Lehr- und Handbuch, 12.
Auflage, D. Harznutzungsverfahren, Parey Berlin 1921, S. 548ff
-
Ursula Schnabl: Vom Glück mit dem
Pech (die traditionelle Nutzung und Gewinnung pflanzlicher Rohstoffe und
Arbeitsmaterialien am Beispiel der österreichischen Harzgewinnung), Diplomarbeit
am Institut für Botanik der Universität für Bodenkultur, Wien, 2001
-
(7
8 Nikola Zankoff:
Untersuchungen über Harzgehalt und einige physikalische Eigenschaften des Holzes
der bulgarischen Nadelhölzer Peuce (P. Peuce Griseb.), Kiefer(P. Silvestris L.)
und Schwarzkiefer(P. Nigricans Host.-P. Nigra Arnold var. Austriaca Aschers),
Sofia 1941, S. 100
-
(9
Prof. Dr. Frommhold, Vorlesungen, FH Eberswalde:
forstliche Nebennutzung (DDR)
-
(10
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1
Stuttgart, Leipzig 1920., S. 272-274
-
(11
Höglhammer, A.; Klinglmüller, M.; Moschner, U.; Vacik, H. (2008): Pech für die
Haut – Harz als forstliche Nebennutzung, Bakkalaureatsarbeit, Universität für
Bodenkultur, Wien
-
(12
ZB-Bloßfeld-3.5.1967-Frankfurt-Oder,
Material zur Woche des Waldes und der XI. Naturschutzwoche v. 14.5.-21.5.1967
Wikipedia, Wikimedia
|
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*** |
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